Die vielleicht größte Nachricht von Ende 2024 gibt aus meiner Sicht nicht gerade Grund zu Freude und Optimismus – schwierig für den Jahresausblick eines Impact-Newsletters: Elon Musk, der reichste Mann der Welt, hat mit seiner Medienmacht über X zum erneuten Sieg von Donald Trump beigetragen und sich so als Co-Chef der Pseudo-Behörde DOGE in eine mächtige Position in der US-Regierung gesichert, die ihm massiven Einfluss auf Finanzströme gewährt.
In Deutschland ist die Ampel am Ende, der künftige Kanzler heißt vermutlich Friedrich Merz und die Klimaschutz-Bewegung hat so wenig politischen Einfluss wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr. Die Versäumnisse der deutschen Autoindustrie, sich auf die veränderte Marktlage vor allem in China einzustellen, die seit Jahrzehnten mangelnden Investitionen in Infrastruktur und die Abhängigkeit von russischen Rohstoffimporten haben Deutschland in eine wirtschaftlich prekäre Lage gebracht.
Keine einfachen Zeiten für positive Nachrichten aus Sicht von Klimaschutzbewegten. Und doch gibt es sie, die guten Nachrichten für 2025. Die wichtigste zuerst:
Klimaschutz braucht keine Klimaschutzbewegten mehr, weil er sich wirtschaftlich lohnt
Wer heute beim Ausbau der Stromkapazität nicht mehr auf Solar, Wind und Stromspeicher setzt, ist irre – selbst wenn dieser Person Klimaschutz vollkommen egal ist. Was ich schon im November 2023 unter der Überschrift „Warum die Welt gerade gerettet wird: Es ist einfach wirtschaftlich zu lohnend, es nicht zu tun“ zusammenfasste, bewahrheitet sich weiterhin: Der Ausbau der Erneuerbaren boomt, weil vor allem Solarpanele und zunehmend auch Batteriespeicher so billig geworden sind, dass es wirtschaftlich unvernünftig wäre, in andere Formen der Energieerzeugung zu investieren. Die New York Times weist beispielsweise darauf hin, dass ausgerechnet in einem Distrikt fest in republikanischer Hand derzeit ein 12-Milliarden-Dollar-Batteriespeicher-Projekt umgesetzt wird. Die republikanische Ablehnung von Bidens Inflation Reduction Act (IRA) bröckelt daher.
Laut Fatih Birol, dem Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), wird noch in diesem Jahrzehnt die Epoche von Erdöl und Kohle enden, während das Zeitalter sauberer Elektrizität beginnt. Die Nachfrage nach Elektrizität wird bis 2050 weltweit rapide steigen, angetrieben durch Technologien wie Elektroautos und Wärmepumpen. Trotz des bisherigen Anstiegs fossiler Energien könnten CO2-arme Energieformen, einschließlich Atomkraft, vor 2030 mehr als die Hälfte des globalen Strombedarfs decken. China spielt dabei eine Schlüsselrolle. Wir stehen als Menschheit an der Schwelle, eine nachhaltige Solarzivilisation zu werden, wie es Christian Breyer, Professor für Solarwirtschaft, kürzlich formulierte.
Der Batterie-Tsunami kommt mit Wucht
Die in meinem Beitrag beschriebene Dynamik „Warum Batterien gerade die Spielregeln verändern“ von Mai 2024 wird ab 2025 seine volle Wucht entfalten. Die günstigen Batteriespeicher sorgen schon aktuell für den Beginn zahlreicher Batterie-Großprojekte und werden ab kommenden Jahr auch in immer mehr Privathaushalte einziehen. Laut einer aktuellen Studie könnten die Preise für Elektroautos ab 2026 das Niveau von dem konventioneller Autos erreichen – dort gibt es den größten Preisrückgang seit 2017.
Christian Stöcker sieht beim SPIEGEL einen Batterie-Tsunami anrollen, der Strom billiger macht als je zuvor. „Wer es richtig anstellt und die baulichen Möglichkeiten hat, kann auch hierzulande von Mai bis September schon jetzt seine laufenden Stromkosten auf nahe null senken, nur mit Solarstrom und Speicher.“
Mit den Perowskit-Solarzellen steht das nächste große Versprechen des Solar-Zeitalters in den Startlöchern
Solarzellen aus dem Mineral Perowskit sind effizienter, leichter zu produzieren und potenziell billiger als die Zellen aus Silizium, die gerade verwendet werden. Denn Perowskit-Solarzellen haben einen deutlich höheren Wirkungsgrad als Zellen aus Silizium: 31 statt im Schnitt 20 Prozent bei reinen Perowskit-Solarzellen und sogar 45 Prozent bei sogenannten Dreischichtzellen, die verschiedene Materialien kombinieren. Einziger, aber leider sehr relevanter Nachteil ist aktuell noch die Haltbarkeit der Zellen. Rico Grimm hatte alle Details in einem 10-Minutem-Crashkurs seinem Cleantech-Ing.-Newsletter erklärt.
Die Schätzungen liegen daneben, weil die Analysten kurzfristige Marktdaten verwenden, um langfristige Trends und Mechanismen abzubilden, schreibt Rico Grimm. Ähnliches könnte jetzt bei Batterien bevorstehen.
Russland hat sich mit seiner kriegerischen Aggression verzockt
So schrecklich der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ist, so tragisch die Toten, Verletzten und die durch russische Soldaten vergewaltigten und gefolterten Opfer auf ukrainischer Seite – so gibt es zumindest einen Lichtblick: Geostrategisch, wirtschaftlich und militärisch ist Russlands Angriffskrieg ein Desaster für Wladimir Putin. 2025 könnte das Jahr werden, indem sich Putin entscheidet, den Krieg entweder zu stoppen oder Russland kollabieren zu sehen.
Keines der Ziele des Überfalls auf die Ukraine wurde auch nur annähernd erreicht und was noch schwerer wiegt: Die russische Wirtschaft taumelt zunehmend dem Abgrund entgegen, was Hoffnung macht, dass die materiellen wie innenpolitischen Ressourcen für die Fortführung des Krieges bald versiegen könnten.
Der russische Rubel ist schwach wie nie, sodass Importe für die russische Bevölkerung immer teurer werden. Die Zentralbank hat die Stützkäufe längst aufgegeben. Auch die Preise des alltäglichen Lebens sind explodiert: Kartoffeln sind in diesem Jahr 73 Prozent teurer geworden in Russland, die Inflation insgesamt beträgt 64 Prozent. Immer wieder gibt es Meldungen über Ausfälle der bröckelnden Infrastruktur – von mit Abwasser überfluteten Straßen in Moskau über Stromausfälle bis zum drohenden Kollaps der Bahninfrastruktur.
Auch die militärischen Verluste Russlands sind nach wie beeindruckend: Ein Google Doc zeigt das Ausmaß der Verluste der aktuellen Offensive. Für eine Fortführung des Krieges mangelt es Russland absehbar an Flugzeugen, Schiffen, Soldaten und Panzern.
Die Regierungspropaganda hat sich auf die „neue Normalität“ bereits angepasst – von einem schnellen Sieg spricht auch Putins Propagandamaschine nicht mehr. Auch international steht Moskau zunehmend alleine da, nachdem sich beispielsweise Armenien von seiner historischen Schutzmacht verraten fühlt. Seit das von Putin gestützte Assad-Regime in Syrien gefallen ist, wird Russland Status sogar als Regionalmacht zunehmend in Frage gestellt. Assad wurde vor allem deshalb gestürzt, weil Russland keine militärischen Kapazitäten mehr aufwenden wollte oder konnte, ihn weiterhin zu unterstützen.
Der Aktienkurs des staatlichen Gaskonzerns Gazprom, wichtiges Spiegelbild des Zustands der gesamten, stark rohstoffabhängigen russischen Wirtschaft, ist so niedrig wie noch nie. Einen Überblick über die Welle von Insolvenzen und Verlusten, die die Ukraine für das kommende Jahr in Russland erwartet, gibt Regierungsmitarbeiter Anton Gerashchenko bei X.
Was sollten wir wissen?
In Deutschland wurde im dritten Quartal mehr Strom erzeugt als ein Jahr zuvor. Verantwortlich für den Zuwachs sind allein die erneuerbaren Energien – Windkraft und Photovoltaik als wichtigste Energieträger vor Kohle. Der aus Photovoltaik-Anlagen produzierte Strom stieg um satte 13,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an. (Heise Online, Statistisches Bundesamt)
Batterie-Lkw schlagen Brennstoffzellen-Lkw: Eine bessere Energieeffizienz und niedrigere Energiekosten sprechen nach einer Studie klar für den Batterieantrieb im Straßengüterverkehr. (Edison)
Alles im Gleichgewicht: Der Ökostromanbieter Tibber – ein Kunde von uns – erklärt wie der Strommarkt in Deutschland funktioniert. (Tibber)
Radfahren ist laut einer aktuellen Studie zehnmal wichtiger als Elektroautos auf dem Weg zu Null-Emissions-Städten. (The Conversation)
Nutzer*innen fliehen vor Elon Musks X: Allein in einer Woche deaktivierten durchschnittlich 60.000 Menschen täglich ihre X-Konten. (London Herald)
Auch Pakistan erlebt einen Solar-Boom durch den Import billiger chinesischer Solarzellen. (Bloomberg)
Apotheker Robert Herold ließ das lukrative Geschäft vieler seiner Berufskolleg*innen mit Krebsmedikamenten auffliegen – und damit eine mutmaßliche Verschwendung von Milliarden Euro. Dafür erhielt er nun den europäischen Whistleblower-Preis. (Süddeutsche Zeitung)
Eigentümer von Häusern mit Öl- oder Gasheizung müssen sich beim Verkauf auf wachsende Preisabschläge einstellen. Das bedeutet, dass mittlerweile nicht mehr allein die Lage maßgeblich für den Wert einer Immobilie ist. (Tagesschau)
Dreifach statt vierfach – der Grippe-Impfstoff fällt in dieser Saison etwas schlanker aus. Grund: Durch die Corona-Maßnahmen wurde ein Grippestamm ausgerottet. (ZDF)
Die Bundesnetzagentur hat am 11. Dezember die Zuschläge der Ausschreibung für Windenergieanlagen an Land zum 1. November 2024 veröffentlicht. Die eingereichte Gebotsmenge übertraf um mehr als das Doppelte die bisherige Höchstmarke aus der vorherigen Ausschreibung. (Bundesnetzagentur via Mastodon)
Wie wollen wir leben?
Spaniens Wirtschaft wächst so stark wie keine andere in Europa. Das liegt nicht nur am Tourismus, sondern auch an grüner Energie – und an Migration. (DIE ZEIT)
In Berlin lässt sich ab sofort jeder öffentliche Parkplatz online abrufen – samt weitergehenden Details wie Standort und Parkzeiten. (Golem, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt Berlin)
Mit dem Deutschlandnetz kommen 200 neue Ladestandorte auf die Autobahn. Ab 2026 sollen die Autofahrenden alle 15 bis 30 Kilometer Lademöglichkeiten entlang der Autobahnen finden. (Bundesverkehrsministerium bei LinkedIn)
Als erstes Land weltweit will Dänemark den Methanausstoß von Kühen und Schweinen besteuern. Die Maßnahme ist Teil eines Klimapakets. Geplant ist auch, eine Milliarde Bäume zu pflanzen. Die dänische Landschaft werde sich verändern, so die Regierung. (Tagesschau)
Bis spätestens Ende 2026 soll eine zentrale Justiz-Cloud die Arbeit mit IT-Anwendungen in Behörden bundesweit vereinfachen. (Golem)
Norwegen stoppt den Verkauf von Autos mit Benzin- oder Dieselmotor – zehn Jahre früher als die EU. Mit Deutschland hat man dort Mitleid. (DIE ZEIT)
Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde will ab 2027 erste, autonome Fahrzeuge für die BVG durch die Stadt fahren lassen. Das Vorbild ist Hamburg. Dort beginnt der große Test schon nächstes Jahr. (Tagesspiegel)
Während die Ölkrise in den 1970er Jahren in Deutschland zu Spaziergängen auf leeren Autobahnen führt, nimmt Dänemark den Schock zum Anlass, das gesamte Heizungsnetz umzugestalten. Heute erntet das Land die Früchte – und zeigt, wie eine erfolgreiche Wärmewende aussieht. (n-tv)
Wo gibt es Fortschritte?
BioNTech hat auf dem San Antonio Breast Cancer Symposium neue, vielversprechende Daten zu ihrem Antikörper BNT-327 präsentiert, der große Hoffnungen im Kampf gegen Krebs weckt. In einer frühen Studie zeigte BNT-327 positive Ergebnisse bei Patientinnen mit dreifach negativem Brustkrebs. Um die volle Kontrolle über diesen Hoffnungsträger zu erlangen, hat BioNTech kürzlich den chinesischen Partner Biotheus übernommen, von dem BNT-327 ursprünglich stammt. (Stat News, Der Aktionär)
Forschende haben eine neue Form von Insulin entwickelt, das sich je nach Glukosegehalt im Blut automatisch ein- und ausschalten kann. Bei Tieren konnte dieses „smarte“ Insulin hohe und tödlich niedrige Blutzuckerkonzentrationen automatisch verhindern. (Nature)
Australische Forschende stehen kurz vor der Heilung von Lähmungen mit den weltweit ersten Versuchen zu Rückenmarksverletzungen. (9News)
MIT-Forschende treiben die Umwandlung von CO2 in nützliche Produkte voran. Ein neues Elektrodendesign steigert die Effizienz von elektrochemischen Reaktionen, die Kohlendioxid in Ethylen und andere Produkte umwandeln. (MIT News)
Die Google-Tochter Deepmind hat die KI Graphcast entwickelt, die recht erfolgreich das Wetter vorhersagen kann. Dabei setzt die KI nicht auf Rechenkraft und spart Ressourcen. Die Vorhersagen gibt es teils im Netz. (Deutschlandfunk Nova, Deepmind)
Auf dem Gebiet der Kernfusionsforschung wurden zuletzt bedeutende Meilensteine erreicht. So produzierte der Joint European Torus (JET) 69 Megajoule Fusionsenergie. Bei Experimenten mit dem Fusionsreaktor DIII-D-Tokamak in den USA wurde die bisher für möglich gehaltene Grenze der Plasmadichte deutlich übertroffen. Trotz dieser Erfolge stehen noch erhebliche technische Herausforderungen bevor, doch die zunehmenden Investitionen und das wachsende Interesse sowohl von staatlicher als auch privater Seite könnten die Entwicklung von Fusionskraftwerken in den kommenden Jahrzehnten vorantreiben. (Economist)
Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet hat die 230 Kilometer lange Drehstromleitung zwischen Niedersachsen und Hessen nach sechs Jahren Bauzeit fertiggestellt. Sie soll jährlich 350 Millionen Euro an Netzkosten sparen und sich so nach vier Jahren amortisieren. (IWR)
Bierbrauen kostet viel Energie und da lässt sich kaum Strom sparen, bei der Kühlung aber schon. Wie, erforscht das Projekt Brew-Flex der Uni Bremen. (taz)
Das Konzept eines Mikrowandlers für jede Batteriezelle könnte die Akkutechnik im Elektroauto revolutionieren. Doch die Forschung ist noch nicht abgeschlossen. (Golem)
Forschende vom MIT haben den größten Open-Source-Datensatz von Autodesigns, einschließlich ihrer Aerodynamik, entwickelt, der die Entwicklung umweltfreundlicher Autos und Elektrofahrzeuge beschleunigen könnte. (MIT)
Forschende haben die weltweit erste Kohlenstoff-14-Diamantbatterie entwickelt, die Geräte über Tausende von Jahren mit Strom versorgen kann. (Golem)
Fundstück der Woche: Mit Diamantstaub gegen Erderwärmung?
Schweizer Forschende der ETH Zürich haben einen ungewöhnlichen Ansatz zur Bekämpfung der Erderwärmung entwickelt: Sie schlagen vor, Diamantstaub in die Stratosphäre zu bringen, um Sonnenlicht zu reflektieren und so die Erde abzukühlen. Im Gegensatz zu Schwefeldioxid, das bisher für solche Geoengineering-Projekte in Betracht gezogen wurde, könnte Diamantstaub weniger Risiken für die Ozonschicht bergen. Allerdings ist die Herstellung und der Transport von Diamantstaub in solche Höhen technisch anspruchsvoll und kostspielig. Ob dieser Ansatz praktikabel ist, bleibt daher abzuwarten.
Der Impact-Newsletter ist ein Angebot von fph, einer PR-Beratung für Impact- und Impact-Tech-Unternehmen – gegründet von den beiden Ex-Journalisten Stephan Dörner und Stefan Mauer.
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