Stellenzeige: Anführer*in des freien Westens (m/w/d) mit sehr guten Kenntnissen in internationalen Beziehungen
Impact-Newsletter Nr. 22
Trump treibt die europäische Einigung voran
Der neue US-Präsident Donald Trump hat eines deutlich gemacht: Auf die USA ist als internationaler Partner – militärisch, wirtschaftlich oder in jeglicher anderer Hinsicht – kein Verlass. Auch wenn die USA nach der ukrainischen Zustimmung für eine 30-tätigen Waffenruhe dem Land wieder Geheimdienstinformationen und Unterstützung für Waffen liefern: Wer einem überfallenen langjährigen Partner wie der Ukraine über Nacht die Kampfflugzeuge unbrauchbar macht und via Abklemmen von der Satellitenaufklärung die eigene Bevölkerung dem russischen Bombenhagel ausliefert, dessen Rüstungsgüter sind auch bei anderen Ländern weniger gefragt.
„Nachdem die USA die militärische Unterstützung für die Ukraine im Zuge einer abrupten Hinwendung zu Russland eingestellt haben, empfinden viele europäische Regierungen Gewissensbisse wegen jahrzehntelanger Waffenkäufe in den USA, die sie von Washington abhängig gemacht haben, damit ihre Waffen weiterhin funktionieren”, schreibt die Financial Times. Kanada sucht nach Alternativen zu den US-amerikanischen F-35-Kampfjets in Schweden. Auch Portugal zweifelt öffentlich an der Anschaffung. Unabhängig von der aktuellen Entwicklung hat die Türkei, die jahrelang beabsichtigt hatte, F-35-Kampfjets von den USA zu erwerben, sich nun stattdessen für 40 Typhoon-Kampfjets von Großbritannien entschieden.
So sind beispielsweise die F-35-Kampfjets der USA, die auch europäische Armeen gekauft haben, in hohem Maße auf von den USA kontrollierte Wartungssysteme, Logistikketten und Computernetzwerke angewiesen, schreibt The War Zone. Ohne Zugang zu diesen kritischen Unterstützungsstrukturen würde jede F-35-Flotte schnell funktionsunfähig werden.
Schon jetzt werden die USA zu wichtigen militärischen Anlässen von den ehemaligen Partnern nicht mehr eingeladen: An den Pariser Gesprächen zur Einsetzung einer internationalen Friedenstruppe für die Ukraine nehmen Armeechefs oder ihre Vertreter aus fast allen 32 Staaten des NATO-Militärbündnisses teil – allerdings nicht die USA.
Die Stimmung, insbesondere in Europa, ist klar: Der ehemalige Anführer der internationalen Gemeinschaft des freien Westens hat sich selbst des Amtes enthoben und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat den Job kommissarisch übernommen. Auch der von den USA begonnene Handelskrieg gegen die jahrzehntelangen engen Partner Kanada und Frankreich – und von ihnen vollkommen unprovoziert – läuft derzeit vor allem für die USA selbst schlecht.
Nach Kommentaren von Trump, der am vergangenen Montag eine Rezession nicht ausschloss, verloren die US-Aktienmärkte weiter mit besonders hohen Verlusten bei Tech-Titeln. Selbst das im Meinungsteil besonders konservative Wall Street Journal fragte daher in einem Kommentar: „Wird es eine Trump-Rezession geben?“
Ein Schwergewicht unter den US-Aktien verliert besonders viel: Die Tesla-Aktie hat seit dem Allzeithoch im Dezember 2024 mehr als die Hälfte ihres Werts verloren, allein am vergangenen Montag brach sie um 15 Prozent ein. Die Investmentbank JP Morgan spricht von einem beispiellosen Absturz für die Geschichtsbücher. Weltweit brechen die Tesla-Absatzzahlen ein, in Deutschland beispielsweise um 76,3 Prozent, in China um knapp 49,2 Prozent und im gesamten europäischen Markt um 63 Prozent.
Werbung in der Londoner U-Bahn. Foto: @PrivacyMatters auf X
So traurig der Anlass ist: Das Ergebnis des Abschieds von 60 Jahren in der Führungsrolle des freien Westens könnte der europäischen Einigung den dringend benötigten Katalysator bringen. Die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich hat Trumps Bruch mit dem Westen bereits gestärkt.
38 Tech-Organisationen haben ein Projekt mit dem Namen Digital Autonomy with RISC-V in Europe, kurz DARE, gegründet, das darauf abzielt, Prozessoreinheiten zu entwickeln, um Supercomputer unabhängig von den USA und China betreiben zu können.
Schon ältere Ankündigungen von Unternehmen, wie die Nachricht der ökologischen Berliner Suchmaschine Ecosia, gemeinsam mit Qwant einen europäischen Suchindex aufbauen zu wollen, werden nun dank Trump plötzlich auf Portalen wie Hacker News verbreitet.
Insbesondere aber in der EU-Bevölkerung scheint ein ganz neues Wir-Gefühl zu entstehen, wie sich vor allem in Gruppen unter den Namen Buy_European, BuyFromEU oder BuyEUandCanadian zeigt. Die beiden Portale Go European und European Alternatives sammeln europäische Alternativen zu US-Produkten und Dienstleistungen.
Der dänische Sender TV2 berichtet, dass seit der Amtseinführung von Donald Trump viele Menschen des Landes amerikanische Produkte meiden, insbesondere nach seinen Äußerungen über Grönland. Als Reaktion darauf kennzeichnet die größte dänische Einzelhandelsgruppe, Salling Group, europäische Produkte in ihren Geschäften, um den Kunden die Auswahl zu erleichtern. Laut einer Handelsblatt-Umfrage wollen 64 Prozent der Deutschen wegen Trump auf US-Produkte verzichten. Auf Reddit verbreiten sich seit einiger Zeit Fotos von kanadischen und europäischen Supermärkten, in denen Kund*innen US-Produkte falsch herum ins Regal legen, um andere Käufer*innen zu „warnen.“
Was sollten wir wissen?
Der Betrieb von Gasheizungen kostet im Verlauf von 20 Jahren oft doppelt so viel wie der von Wärmepumpen. Das zeigt eine umfassende Kostenprognose. (DER SPIEGEL, Paywall)
Der Nachtzug hat zuletzt einen Comeback gefeiert. Es gibt immer mehr Bahnverbindungen innerhalb Europas. Wer sich an die Buchung macht, wird aber schnell feststellen: So einfach und günstig ist das oft nicht. Reisejournalist Patrick Wira empfiehlt, die französische Seite von SNCF mit deutschsprachigem Buchungssystem oder das österreichische ÖBB Scotty zu nutzen. (Deutschlandfunk Nova)
Der Stromverbrauch steigt langsamer als prognostiziert. Daher muss auch weniger in Netzausbau und Produktion investiert werden, analysiert McKinsey. Haushalte und Firmen dürften profitieren.(Handelsblatt, Paywall)
Die deutsche Wirtschaft hat 2022 gegenüber 2019 gut 17 Prozent Wasser gespart. Ursache ist vor allem der Ausstieg aus der Kernenergie, bei dem mehrere AKW endgültig vom Netz gingen. (VDI Nachrichten)
Der weltweite Absatz von Autos mit Verbrennungsmotor hat seinen Höhepunkt 2018 überschritten. (Our World in Data)
In Deutschland fährt die Mehrheit aller neuen Pkw elektrisch oder hybrid, der Anteil klassischer Verbrenner bricht ein. Gegen den Trend hat E-Auto-Bauer Tesla mit Problemen zu kämpfen. (DER SPIEGEL)
Während es zu Männern viele Daten gibt, durften Frauen an klinischen Studien lange Zeit nicht teilnehmen. Wie und warum sich das jetzt ändert. (Heise)
Jonah Ratsimbazafy hat eine Mission: Der Forscher will die mehr als 100 auf Madagaskar lebenden Lemurenarten retten. Denn es droht ein massenhaftes Aussterben, das das Ökosystem und damit auch die Menschheit gefährden könnte. (DER SPIEGEL, Paywall)
Bereinigt um Preiseffekte sank der Umsatz von Autohäusern in Berlin um mehr als elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. (web.de)
Wie wollen wir leben?
Nigeria leistet Pionierarbeit bei der Entwicklung kleiner, netzunabhängiger Solaranlagen, um abgelegene Gemeinden zuverlässig mit Strom zu versorgen – ein Vorbild für andere afrikanische Länder. (knowable magazine)
In Serbien gehen gegen die russlandfreundlichne, rechtsgerichtete Regierung Hunderttausende Menschen auf die Straße – so viele wie noch nie in der Geschichte des kleinen Landes. Drohnenaufnahmen davon gibt es beispielsweise hier und hier. Auch in Ungarn gibt es gegen den russlandfreundlichen Ministerpräsidenten Viktor Orbán große Proteste.
Y Combinator, einer der weltweit bekanntesten Startup-Acceleratoren, fordert die Trump-Regierung auf, Europas Digital Markets Act (DMA) offen zu unterstützen. Der DMA benennt sechs Technologieunternehmen als Gatekeeper des Internets – Alphabet, Amazon, Apple, ByteDance, Meta und Microsoft – und verbietet ihnen wettbewerbsfeindliche Taktiken auf ihren Plattformen zugunsten der Interoperabilität. (TechCrunch)
Nachdem US-Präsident Donald Trump die US-Entwicklungsbehörde USAID aufgelöst hat, kündigt Norwegen 855 Millionen Dollar für humanitäre NGOs an. (Fortune)
Die Social-Media-Plattform X verwehrte Forschenden den Zugang zu öffentlichen Daten auf ihrer Plattform. Gemeinsam mit Democracy Reporting International (DRI) hat die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) im Eilverfahren einen großen Erfolg erzielt. (GFF)
Der Stifterverband fordert, Deep Tech in Deutschland mehr zu fördern. Was es dazu braucht, erklärt Deep-Tech-Gründer Jonas Varga von unserem Kunden Ecopals im Interview. (Stifterverband)
Toyota hat die erste Bauphase einer futuristischen Stadt südwestlich von Tokio abgeschlossen, in der neue Technologien in das städtische Leben integriert werden sollen. Das Unternehmen stellte die Entwicklung am Samstag auf einem Gelände vor, das sich schließlich über mehr als 700.000 Quadratmeter erstrecken wird. (NHK)
Der Sovereign Tech Fund des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz fördert den Open-Source-Kartenanbieter OpenStreetMap bis 2026 beim Aufräumen der Codebasis. (Sovereign Tech Agency bei Mastodon)
Eine neue DIN-Norm definiert erstmals überprüfbare Qualitätsanforderungen für die Entwicklung, Einführung und Überprüfung digitaler Dienste von Verwaltungen für Bürger*innen. (DIN)
Der neue Bahnhof Old Oak Common in West-London, der im Rahmen des Hochgeschwindigkeitsprojekts HS2 entsteht, soll laut einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens Arcadis für ein kräftiges Wirtschaftswachstum von 10 Milliarden Pfund in den kommenden zehn Jahren in der Region sorgen. (The Guardian)
Unser Schulsystem ist mit der Vielfalt im Klassenzimmer überfordert. Seit Jahren schneiden Kinder mit Migrationshintergrund schlechter ab. Nur bei radikaler Änderung besteht Hoffnung auf Besserung. (DIE ZEIT)
Ab April dürfen nur noch Freizeitschiffe durch Amsterdams Grachten fahren, die elektrisch oder mit Wasserstoff angetrieben werden. (DER SPIEGEL)
In immer mehr Städten gibt es Carsharing-Angebote – auch in immer mehr kleineren Kommunen und dort oft von Genossenschaften. Sie wollen eine Alternative zum eigenen Auto bieten. (Heise)
Wo gibt es Fortschritte?
Die großen Drogeriemärkte wie DM und Rossmann nutzen ihren Handlungsspielraum und treiben nachhaltigere Verpackungen voran. Auch einzelne Markenhersteller haben bereits eine Vorreiterrolle eingenommen. Durch einen kleineren Verschluss spart Rossmann beispielsweise 681 Kilogramm Einweg-Kunststoff pro Jahr. Die reduzierte Wandstärke der Tube spart weitere 380 Kilogramm. Der Anteil an Rezyklat wurde auf 76 Prozent (ohne Verschluss) erhöht – ein Plus von 11 Prozent im Vergleich zum Vorgänger. (Syster Tjarks, popular packaging GmbH bei LinkedIn)
Europas größter Batteriespeicher, der gerade in Schottland entsteht, soll 200 Millionen Euro einsparen. Der Riesenspeicher soll die Energieverschwendung beim Transport verringern und zum Nullemissionsziel der britischen Regierung beitragen. (Heise)
RWE investiert unterdessen nach eigenen Angaben einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag in den Bau des 600-Megawatt-Batteriespeichers. Das Projekt entsteht auf dem Gelände eines ehemaligen Steinkohlekraftwerks und soll bis 2028 vollständig in Betrieb sein. (pv magazine)
Deutschland hat die100 GWp-Marke bei der installierten Leistung von PV-Anlagen überschritten. (Klaus Steinfelder bei X)
Der französische Kernfusionsreaktor WEST hat einen neuen Weltrekord für die Plasmadauer aufgestellt. Er konnte ein Plasma mehr als 22 Minuten lang aufrechterhalten. (CEA, Englisch)
Migräne ist mehr als nur Kopfschmerzen – ein radikales Umdenken gibt einer Milliarde Menschen Hoffnung. Bisher sind Medikamente, die Migräneanfälle verhindern oder lindern können, nur bei einigen Menschen wirksam. Die Forschung beginnt, die Gründe dafür zu enträtseln. (Nature, Englisch)
Die neue Hochspannungstrasse "Uckermarkleitung" ist in Neuenhagen (Märkisch-Oderland) offiziell in Betrieb genommen worden. Die Leitung erhöht die Transportkapazitäten, reduziert Netzengpässe und stärkt mit der Verbindung nach Polen das europäische Stromnetz, hieß es vom Netzbetreiber "50Hertz". (RBB24)
Mercedes hat einen Festkörperakku in einem EQS getestet und eine um 25 Prozent höhere Reichweite als mit herkömmlicher Technik erzielt. Mit dem Akku rücken Reichweiten von 1.000 Kilometer in greifbare Nähe. (Golem, Netzwelt)
Das Londoner Startup Breathe Battery Technologies hat ein Softwarepaket namens Breathe Charge entwickelt, das die Ladegeschwindigkeit von Lithium-Ionen-Batterien um bis zu 30 Prozent erhöht und dabei ihre Lebensdauer erhält. Diese Technologie wird in Volvos kommender ES90-Limousine eingesetzt und kann über drahtlose Updates auf bestehende Systeme übertragen werden. (The Verge)
Eine neue Natrium-Batterie der Princeton University übertrifft bestehende Technik fast durchweg: Energie- und Leistungsdichte des Akkumulators übertreffen Li-Ionen-Batterien. Auch soll die Lebensdauer konkurrenzfähig sein. (Golem)
In der chinesischen Kubuqi-Wüste entsteht die größte Solarfarm der Welt. Der Bau ist bereits weit fortgeschritten. (Golem)
Das Münchner Proxima Fusion Startup hat Open-Source-Pläne für ein Kernfusionskraftwerk veröffentlicht. Das Stellarator-Kraftwerk wird als Meilenstein auf dem Weg zu einer sauberen Energieversorgung gefeiert, die von Physikern schon lange als heiliger Gral gepriesen wird. (Wall Street Journal, Englisch)
Eine neue präklinische Studie zeigt, dass die Transplantation von insulinproduzierenden Zellen zusammen mit künstlich hergestellten, blutgefäßbildenden Zellen Typ-1-Diabetes erfolgreich rückgängig gemacht hat. Bei weiteren Tests könnte der neue Ansatz eines Tages die bisher unheilbare Krankheit heilen. (New Atlas, Englisch)
Neue Medikamente gegen Fettleibigkeit übertreffen bereits das bekannte Medikament Ozempic. Die nächste Generation von Medikamenten soll Patienten helfen, ein Viertel ihres Gewichts zu verlieren. (El País, Englisch)
Haben Forschende versehentlich ein Medikament gegen Sucht erfunden? Menschen, die Ozempic zur Gewichtsabnahme einnehmen, sagen, dass sie auch mit dem Trinken, Rauchen, Einkaufen und sogar mit dem Nägelkauen aufgehört haben. (The Atlantic)
Forschende haben bispezifische Antikörper entwickelt, die gleichzeitig an zwei Bereiche des SARS-CoV-2-Spike-Proteins andcócken. Diese Antikörper neutralisierten effektiv verschiedene besorgniserregende Virusvarianten. (Science.org)
Das Team von „ZukunftMoor“ erprobt in Niedersachsen, wie sich Torfmoos auf wiedervernässten Flächen kultivieren lässt. Das soll CO₂-Emissionen reduzieren und Erden ersetzen, die noch immer durch Raubbau gewonnen werden. (Riffreporter)
Das Mannheimer Energieunternehmen MVV startet mit dem Bau einer weiteren klimafreundlichen Flusswärmepumpe. Sie soll eine der größten Flusswärmepumpen Europas werden und bis zu 40.000 Haushalten in der Region mit grüner Wärme versorgen. (mm-news.de)
Fundstücke des Monats:
Um künftig klarer sagen zu können, wie etwas riecht, haben Forschende ein Geruchslexikon entwickelt. Wie sie dabei vorgegangen sind und wie das „Wörterbuch“ nun aussieht, erklärt Antonie Bierling, Psychologin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. (Radioeins)
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